Montag, August 10, 2009

Kein Grund zum Kulturpessimismus

Man muss nur genau hinschauen, dann verfliegt doch jeder Kulturpessimismus. Mit der Kultur und der Kunst ist es wohl wie mit Pilzen: Je reichhaltiger der Humus und je aufgeheizter die Umgebung, je mehr es gewittert und gelegentlich mal regnet, umso mehr sprießen und gedeihen sie. Dann kann, ja muss man sie suchen, denn sie sind wertvolle Kost. Nicht jeder Fund ist ein Trüffel, aber es gibt sie, die Pfifferlinge, die Steinpilze und die Krausen Glucken der Kulturschaffenden. Und ganz anders als beim Pilzesuchen freut man sich, wenn ein anderer das gleiche Prachtstück auch entdeckt hat und man sich schon als kleines Publikum oder als Fan bezeichnen kann. Jeder Besuch, jeder Zuspruch ist Regen auf das Mycel der Kunstschaffenden, daher: Sucht, seht und ergötzt Euch! Lest Comics, eine wachsende und faszinierende Kunst- und Kommunikationsform, wie archaisch sie eigentlich ist, denke man an die Höhlenmalereien. Hört Lieder (Musik UND Text!), die verstören, Assoziationen wecken, kritisieren! Lauscht Wortakrobaten und Notenjongleuren, erblickt Farbexplosionen, denkt nach, erforscht, schnuppert!

Das geht natürlich nicht im Dämmer der Stube, an der Autobahn des Massengeschmacks. Es sucht und erntet sich schlecht im fahlen Licht der Bildschirme. Aber, unbenommen: Es ist ein Kompass. Zuvor die digitale Karte studiert habend findet man gute Richtungen. Aber dabei soll es nicht bleiben. Hinein in die Schauspielhäuser, hinaus in die Kunsthallen, hin zu den Kleinkunst- und Freilichtbühnen muss es einen ziehen nach der Anregung des intellektuellen und sinnlichen Speichelflusses. Man bereut es nie! Hier gibt es keine Knollenblätterpilze. Raus mit Euch, ab in den Dschungel der Kultur, er ist so herrlich zweckfrei und erfüllend!

Dienstag, Juni 23, 2009

Wandelklima

Das Thema des Klimawandels ist zur Standardfolklore geworden. Das ist gut, weil es die Menschen sensibler für ein nachhaltigeres Wirtschaften macht (und sie möglicherweise sogar tatsächlich dazu bewegt). Schlecht finde ich es aber, weil es um ein Thema geht, um das es eigentlich nicht geht bzw. nicht in erster Linie gehen sollte. Die Rede ist vom "Treibhauseffekt". Unbestreitbar steigen Kurven wie die jährliche Durchschnittstemperatur und CO2-Gehalt der Atmosphäre und unbestreitbar ist letzterer athropogenen Ursprungs, ich finde aber die Diskussion unnütz. Sie erscheint mir deshalb unnütz, weil das Kind bezüglich der Temperatur und der Klimagase schon in den Brunnen gefallen ist. Nur ein Stoppen des Konsums von fossilen Brennstoffen von heute auf morgen stoppt dieses Wachstum noch (fantastische Möglichkeiten der CO2-Verklappung im Boden beachte ich erst nach erfolgreichem Test). Sie erscheint mir auch deshalb unnütz, weil es schon immer Klimawandel gegeben hat bzw. stabile Klimaphasen eher die Ausnahme waren und diese Klimaänderungen größer und umfassender waren als der Wandel, den wir jetzt erleben.

Mit dem Buch "Kulturgeschichte des Klimas" von Wolfgang Behringer wurde mir deutlich, wie unterschiedlich das Klima in der Erdgeschichte war und vor allem, wie unterschiedlich es in den vergangenen 4000 Jahren war. Um es klar zu sagen: Das Buch negiert einen anthropogenen Klimawandel nicht, legt die Negierung nicht nahe noch möchte ich die Negation daraus ablesen. Es ist aber nicht zu verhehlen, dass es die momentane klimatische Entwicklung relativiert und sie als eine in der Erdgeschichte durchaus übliche Entwicklung darstellt. Kurzum: er präsentiert das gesicherte Wissen über das Klima und das weiß von einigen (teils rapiden) Klimawandeln von kalt nach warm zu berichten. Über die Ursachen dazu schreibt er nichts, das ist schade, aber auch verständlich, denn sogar Klimaforscher geben zu, dass ihre Modelle nicht nachweislich alle Einflussfaktoren auf das Klima berücksichtigen noch dass sie die Verhältnisse der Einflussstärken der Faktoren kennen. Zu nennen sind Vulkanausbrüche, Sonnenaktivität, menschengemachte Partikel in der Atmosphäre etc.

Dies im Hinterkopf, glaube ich, dass die entscheidende Diskussion, die wir führen sollten die der effizienten Nutzung unserer Ressourcen ist. Dass daraus automatisch ein geringerer CO2-Ausstoß resultiert, wunderbar. Ich halte die Diskussion aus mehreren Gründen für fruchtbarer:
  • Die Ressourcen, auf denen der Wohlstand des "Westens" basiert sind begrenzt, wenn nicht sogar knapp. Eine Nutzung durch noch mehr Menschen (aus China, Indien, Afrika) ist im Gang und wird die verbleibenden Öl- und Erzvorkommen noch schneller senken.
  • Die Frage nach dem Einfluss des Menschen auf den Ressourcenverbrauch erscheint mir klarer beantwortbar, eindeutiger messbar und fassbarer als eine Diskussion darüber, wie stichhaltig die Hinweise oder Indizien auf einen anthropogenen Klimawandel nun wirklich sind.
  • Selbst wenn die Indizien immer stichhaltiger werden, dass die Klimaerwärmung menschlichen Ursprungs ist (oder zumindest durch den Menschen beschleunigt wird), diese Erkenntnis ist eitel. Denn sie führt direkt zu der Frage, die ich für diskussionwürdig und "hart messbar" halte: Wie gehen wir in der Konsequenz mit unseren Ressourcen um?
Wir haben keine Wahl, sei der Mensch nun Ursache oder Mitverursacher des Klimawandels oder nicht. Selbst wenn wir von heute auf morgen aufhörten, CO2 zu emittieren, würde der Klimawandel erstmal weitergehen. Mir erscheint die Diskussion um die Ressourcen konstruktiver, denn sie eröffnet das ganze Spektrum des Themas unmittelbar: Verbrauchsmenge, tatsächlicher Wert einer Ressource für den Menschen, Verteilung der geförderten Ressourcen und Finden von Lösungen für den Fall des Erlöschens einer Ressource. Während meiner Wahrnehmung nach die Diskussion um die CO2-Emissionen bisher lediglich nationale Aktionen fördert und wichtige Themen ausblendet, glaube ich, dass eine Ressourcendiskussion sofort ebenso wichtige und eng zusammenhängende Fragen lösen muss, die der die Ressourcen konsumierenden globalen Gesellschafts- und Wirtschaftsformen.

Dazu noch ein passender Artikel von Greenpeace.

Mittwoch, Juni 06, 2007

Zufriedener Horoskope lesen

Wem alle Horoskope unpassend erscheinen, kann jetzt beim "Hokuskop" der SZ einfach ein passendes erklicken. Sehr praktisch.

Donnerstag, Mai 03, 2007

Windklau und Biomassediebstahl

Nett, was ich alles im Blog unter "Entwürfe" finde. Hier ein (unveröffentlichter) Beitrag aus 2007:

Da haben wirs. Der unschuldige Nimbus der friedlichen Windmüller verschwindet, wenn man den Bericht über zunehmenden Windklau zu lesen bekommt. Was steht denn als nächstes ins Haus? Biomüllbehälter werden nachts heimlich von Biogasanlagen entleert?

Freitag, April 20, 2007

Freunde (Übersee)!

Es gibt Spiegel Online auch auf Englisch und der hat, wie die ganz Presse in Europa, über den Amokläufer von Blacksburg berichtet. Das hat euch nicht so gefallen.

Ich glaube, beide Seiten argumentieren falsch. Denn sowohl in Europa als auch in den USA häufen sich Amokläufe mit hohen Opferzahlen. Fast immer mit Schusswaffen. Damit zählt das Argument wenig, dass ein Schusswaffenverbot Amokläufe "harmloser" machen oder gar vereiteln würde. Es ist auch nicht unbedingt die gesellschaftliche Einstellung zur Gewalt. Meine feste Überzeugung ist, dass die Ursache für diese Art Amoklauf nicht staatlich bekämpft werden kann, sondern dass es die Einstellung des Einzelnen und des gesellschaftlichen Umfelds ist. Was sind es denn für Menschen, die das tun? Es sind fast immer Männer, die sich ausgegrenzt und verachtet fühlen und die ihre Aggressionen nicht loswerden. Wie soll denn in sowas ein Staat eingreifen? Irgendwelche "Männerkurse" zur Pflicht machen?

Man kann darüber diskutieren, ob ein Schusswaffenverbot impulsive Aktionen von Amokläufern verhindern kann. Man kann darüber diskutieren, ob eine Gesellschaft, die Gewalt als Lösung propagiert, auch akzeptieren muss, dass sie innerhalb ihrer angewendet wird. Aber ich glaube, es ist nicht diskutabel, dass die Amokläufer Menschen mit großen Problemen sind, die eine Gemeinschaft beachten und Ernst nehmen sollte. Nicht nur aus Schutz, sondern auch aus christlich verstandener Nächstenliebe.

Ich denke, die Diskussion sollte sich um dieses Thema drehen. Doch da haben weder Europa noch die USA genug vor ihrer eigenen Haustür gekehrt. Die derzeitigen Diskussionen, die in die Richtung gehen, die USA seien trottelige Waffenfetischisten und die EU verweichlichte Psycho-Kommunisten, bringen niemandem etwas. Zumindest, wenn man an einer Problemlösung interessiert ist.

Samstag, April 14, 2007

Joseph von Marktl am Inn

Am 15.04.2007 erscheint ein weiteres Buch über Jesus. Spannend an diesem Buch ist gleich mehreres. Erstens hat es der Papst geschrieben, der darin ausdrücklich zum Widerspruch auffordert. Zweitens ist es seit langem ein Buch eines nennenswerten Kopfes, der sich nicht historisch (à la "Jesus hat es zwar gegeben, war aber in Wirklichkeit ..."), sondern religiös mit Jesus auseinandersetzt, auf dessen in der Bibel dokumentierten Aussagen und Taten. Insofern wird dieses Buch mehr über christliche Werte, Umgang zwischen den Religionen und gesellschaftliche Themen aussagen, als quasi-archäologische Rumgrabereien. Über sein Urteil kann man bestimmt geteilter Meinung sein.

Auf der anderen Seite fürchte ich, dass es ein kirchentheoretisches Herumwirbeln sein wird, das den einfachen Menschen nicht allzuviel Botschaft vermitteln können wird. Dabei wäre es für die doch besonders interessant oder wichtig. Naja, was erwarte ich auch? Ob ich es mal lesen und eventuell Widerspruch leisten sollte?